Biografie

Foto: Timon Ott


Renate Wieland

Renate Wieland (1935-2017) studierte zunächst Schulmusik mit Hauptfach Klavier bei Jürgen Uhde an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, später Germanistik, Musikwissenschaft und Philosophie in Tübingen, wo unter anderem Ernst Bloch zu ihren Lehrern zählte. Ihre philosophischen Studien setzte sie bei Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Hermann Schweppenhäuser in Frankfurt fort, wo sie auch als wissenschaftliche Hilfskraft bei Adorno arbeitete. 1978 promovierte sie mit einer Studie zu Goethe und Hegel bei Schweppenhäuser. als dessen Assistentin sie im Fach Philosophie mit Schwerpunkt Ästhetik an der Pädagogischen Hochschule in Lüneburg tätig war.

Von 1978 bis 1991 widmete sie sich wissenschaftlicher Forschungsarbeit mit Jürgen Uhde[1] über die Verbindung von Theorie und Praxis musikalischer Darstellung, sowie einer gemeinsamen Lehr- und Vortragstätigkeit im „Studio für pianistische Interpretation“. Darüber hinaus veröffentlichte sie mehrere Monografien. „Denken und Spielen – Studien zu einer Theorie der musikalischen Darstellung“ schrieb sie noch mit Uhde zusammen. Nach seinem Tod setzte sie ihre Lehrtätigkeit in Vorträgen und Kursarbeit fort, u.a. bei fortlaufenden Seminaren an der Frankfurter Musikhochschule. In dieser Zeit entstanden die beiden Bücher „Forschendes Üben – Über den Interpreten und den Körper als Instrument der Musik“ und „Schubert – späte Klaviermusik – Spuren ihrer inneren Geschichte“.

– Berit Fromme-Dörfler, Johannes Veerhoff, Martin Smith

Über ihren eigenen Werdegang und über ihren Klavierlehrer und späteren Forschungspartner Jürgen Uhde schrieb Renate Wieland 2007 in einem Manuskript zu einem Interpretationskurs:[2]

„Spielen lernte man bei ihm (Jürgen Uhde) über die Freude am Verstehen – eine präzise, strenge Freude, die immer zugleich das Unerreichbare, das allen Worten Unzugängliche der Musik achtete. Während des Studiums von Musikwissenschaft und Germanistik als Beifach zur Schulmusik, geriet ich unversehens tiefer in das Bergwerk der Philosophie, studierte bei Bloch, dann bei Adorno, und ahnte langsam und mit Erstaunen etwas von den eminent praktischen Konsequenzen, die sich aus der Ästhetik des Idealismus vor allem aber Adornos und seinen Fragmenten Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion ergeben. Dazu trat als ein Drittes die Erfahrung mit asiatischen Körper- und Entspannungstechniken. Die psychosomatische Sensibilisierung durch diese Übungen hilft auch dem Spiel. Aus diesen Quellen sind dann die beiden Bücher hervorgegangen: Denken und Spielen und Forschendes Üben. Das Erste ist gemeinsam geschrieben, das Zweite gemeinsam konzipiert. Nach dem Tod von Jürgen Uhde musste ich es alleine weiterführen und schreiben.“


[1] Zu Jürgen Uhde siehe bsp. Thomas Seedorf (Hrsg), Angewandtes musikalisches Denken. Jürgen Uhde zum 100. Geburtstag, Karlsruhe 2017.
[2] Renate Wieland, zitiert nach einem Manuskript aus dem Nachlass, „Kurs … (Kronberg)… 11. – 13. März – Zur Entstehung“, S. 1. Mit freundlicher Genehmigung der Erben von Renate Wieland.